Rückblick

Römerbad 12.12.2013

Zwischen Jazz, Blues, und Rock’n’Roll

Zofingen: „The Street Rats“ brachten die Bar Lounge im „Römerbad“ zum Kochen

 

Klaus Plaar

Der Jazzclub Zofingen als organisierender Verein hat im Rahmen von „Jazz im Römerbad“ zum Konzert mit den „Street Rats“ (Strassenratten) in die Bar Lounge geladen. Diese Truppe von exzellenten Musikern hat sich mit Leib und Seele der Louisiana-Music verschrieben und kocht einen deftigen Eintopf aus Jazz, Zydeco, Blues, Rock’n’Roll und Cajun. Diese Jazz-Combo ist ganz speziell instrumentiert, indem eine verstärkte Violine die Blasinstrumente ersetzt. Das Ensemble besteht aus Roby Wark (Bandleader, vocals, Percussion), Andreas Zweifel (violin, backing vocals), Christian Maeder (piano, accordion, backing vocals), Wale Schüpbach (bass) und Tinu Fruttiger (drums). Es fehlte Ursula Wark (vocals), doch diese Lücke wurde voll ausgefüllt. Jede der genannten Stilrichtungen ist mit afro-amerikanischer Rhythmik unterlegt und daher absolut tanzbar. Es hat richtig „gefäggt“. Die Jungs hatten selber Spass an ihrer Musik, gestalten das Konzert mit ihrer Spielfreude zu einem richtigen Fest und brachten den Saal zum Kochen.

 

Jeder Titel ein Hit

Rund 80 Jazzfreunde bevölkerten die Bar Lounge des „Römerbads“ beim Konzert der „Street Rats“. Wegen eines bevorstehenden Wirtewechsels könnte es das letzte Konzert im Rahmen von „Jazz im Römerbad Zofingen“ gewesen sein. Aus ihrer Klangküche zaubern die „Street Rats“ Louisiana-Music hervor, in der sich nicht nur afro-amerikanische Rhythmen mit jazzigen Stilelementen mischen, sondern auch das ganze Spektrum von Emotionen. Balladen über Sehnsucht, Liebeskummer, Trauer, Verlust und Abschied, aber auch übersprudelnde Lebensfreude des Karnevals in New Orleans, wie etwa bei „Meet the Boys on the Battlefront“ von den „Wild Tchoupitoulas“. Welch ein Fest! Die Combo versteht es, die ganze Palette menschlicher Emotionalität musikalisch glaubhaft umzusetzen. Und wie „fätzig“ die Rock’n’Roll und Jazz-Standards spielen können – einfach sensationell! Bandleader Roby Wark kann dabei keine Sekunde stillstehen, zweckentfremdet allerhand Gegenstände aus Metall und Holz zu Percussions-Instrumenten, selbst seine Krawatte aus Metall oder das klappernde Blech unter seinen Füssen oder den Deckel einer Mülltonne. Dazu brillante Soli von Violine, E-Piano oder Akkordeon, die klarmachten, dass die Instrumentalisten musikalisch voll drauf sind und exzellente Könner sind.

 

Nehmen wir aus der Fülle von Titeln einige heraus, zum Beispiel „Georgia on My Mind“, eine 1930 geschriebene Ballade von Hoagy Carmichael, die zum Jazzstandard und durch Ray Charles weltberühmt wurde. Die „Street Rats“ servierten diesen Song als eine Mischung aus Pop, Jazz und Blues, die es in sich hatte. Oder das Cajun-Stück „Laissez les bons temps rouler“, in das sich Two-Steps und Stomps, aber auch Swing, Rock’n’Roll und Country mischen, ähnlich wie bei der Zydeco-Music. In diese Kategorie gehört das berühmte „Jambalaya“ von Hank Williams, das hervorragend, mitreissend und musikalisch auf hohem Niveau intoniert wurde. Lebensfreude pur, bei der man kaum sitzen bleiben kann. Oder, um einen Blues herauszugreifen, der weltberühmte „St. Louis Blues“. Der hat nicht nur eine sehr schöne Melodie, sondern beschert auch dem Drummer viel Arbeit, denn das zwölftaktige Bluesschema wird hier durch eine sechzehntaktige Brücke im Habanera-Rhythmus mehrmals unterbrochen und verbindet sich mit der Melodie. Dadurch kommt der dem Tango verwandte synkopische Tanz im 2/4-Takt afrokubanischen Ursprungs ins Spiel und verleiht dem „St. Louis Blues“ eine exotische Note. Für den Drummer ist das eine besondere Herausforderung, weil der erste Viertelschlag auch noch punktiert wird. Wie brillant das im „Römerbad“ gelang, kann nicht genug gerühmt werden. Natürlich fehlte auch der Ohrwurm „What A Wonderful World“ nicht im Repertoire. Musiziert und gefestet wurde bis weit über den Zeitrahmen hinaus. Und mit dem grandios vorgetragenen „Buona sera“ von Louis Prima verabschiedeten sich die „Street Rats“ aus dem „Römerbad.

 

Legenden:

1. Die „Street Rats“ in Aktion, von links: Andreas Zweifel (violin), Tinu Fruttiger (drums), Wale Schüpbach (bass), Roby Wark (Bandleader, vocals) und Christian Maeder (piano). (K.P.)

2. Andreas Zweifel (links) und Bandleader Roby Wark im Duett. (K.P.)


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