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RÜCKBLICK
Kulturhaus West Zofingen, 25. März 2015
Swing mit hohem künstlerischem Anspruch
Die Jazz-Combo „Three Wise Men" war zu Gast beim Jazzclub Zofingen
Klaus Plaar
Das international besetzte Trio „Three Wise Men", bestehend aus Frank Roberscheuten (cl, sax), Rossano Sportiello (p) und Martin Breinschmid (drums), gilt als eines der erfolgreichsten des traditionellen Jazz, mit Einflüssen von New Orleans bis Bebop. Sie interpretieren nicht nur die Kompositionen der berühmtesten Giganten der Jazzgeschichte, sondern spielen auch auf deren Niveau. Beim Drummer Martin Breinschmid muss man unweigerlich an Gene Krupa denken, beim Saxophonisten und Klarinettisten Frank Roberscheuten an Coleman Hawkins, Johnny Hodges und Lester Young oder Benny Goodman, beim Pianisten an Count Basie und "Fats" Waller. Wer dieses Konzert miterlebt hat, wird es nicht so schnell vergessen
Europäische Spitzenklasse
Seitens des organisierenden Jazzclubs Zofingen (jcz) gab es gleich mehrere Änderungen: erstmals wurde ein Konzert in Zusammenarbeit mit „Kultur & Theater" der Stadt Zofingen organisiert; erstmals fand ein Konzert im (vollbesetzten!) Kulturhaus West statt, das heute keine Kirche mehr ist, sondern ein Konzertsaal; erstmals sassen die Besucher nicht an Tischen, sondern in Reihen, und erstmals begehrten mehr Nichtmitglieder als Mitglieder des Jazzclubs Eintritt. Andreas Krenger vom jcz begrüsste die Besucher und erwähnte die Internationalität des Trios (New York, Wien, Belgien).
Was nun die Musik selber betrifft, so ist sich die Fachwelt einig, dass die Combo „Three Wise Men" auf europäischem Spitzen-Niveau spielt. Bandleader Frank Roberscheuten wies eingangs verschmitzt darauf hin, dass sämtliche Stücke des Programms ein Frauenthema haben. Los ging’s mit „A Pretty Girl Is Like A Melody", das Irving Berlin 1919 komponiert hat und als geradezu klassischer Swing-Standard angesehen werden darf. Die Drums wurden dabei mit dem Besen bespielt und der Pianist zeigte schon hier seine exzellente Klasse. Der Song „Ramona" von Mabel Wayne aus dem Jahre 1928 ist ein Ohrwurm, den manche vielleicht als Schlager kennen; er wurde im ersten Teil als romantische Jazz-Ballade interpretiert, die im zweiten Teil jedoch mit einem fulminanten Groove unterlegt und schneller wurde. Richtig zur Sache ging’s dann mit „My Gal Sal" von Paul Dresser. Der Song ist ein beliebtes Thema im prämodernen Jazz: Frank Roberscheuten griff zum Tenor-Sax, Rossano Sportiello legte ein Piano-Solo à la Count Basie mit fantastischen Läufen hin, während Martin Breinschmid jetzt das Schlagzeug mit Stöcken bespielte und Gene Krupa aus den Trommeln auferstehen liess. Vorbei war’s mit Romanze und Melancholie – jetzt war Power angesagt! Man wähnte sich ans Carnegie Hall-Konzert von 1938 mit dem Benny Goodman-Orchestra versetzt. Super, auch die Spielfreude. „Laura" von David Raksin, Titelsong des gleichnamigen Films des Jahres 1944, ist ein Thema im Swing und Modern Jazz, eine harmonisch vom üblichen Schema abweichende Ballade in 32 Takten. Verträumte Piano-Läufe, sehr fein vorgetragen, tiefste Töne aus dem Tenor-Sax, die Trommel mit dem Besen beinahe gestrichen, exzellente Soli, die in vollendeter Symmetrie ins nächste Instrument übergehen – ein musikalischer Hochgenuss! Und dann „Rachel’s Dream von Benny Goodman, ein schnelles Stück, bei dem der Drummer aufs Xylophon wechselte und quasi Lionel Hampton hervorzauberte, bestechende Piano- und Sax-Soli, die sich immer wieder einstimmig zum Thema zusammenfinden, alles Belege für die hohe musikalische Qualität des Trios. Herrlich fein gespielte Piano-Läufe zeichneten die Musical-Ballade „Tea For Two" von Vincent Youmans aus. Mit dem alten Schlager „Sweet Sue" von Victor Young gelang dem Trio eine exzellente, einmalige Interpretation. Starker Groove von den Trommeln – und was für Swing von Piano und Sax! Die Melodie konnte der Drummer als Gag sogar auf dem Schlagzeug und auf einem Set von Flaschen imitieren.
In der Pause (wie auch nach dem Konzert) war die Bar im Keller geöffnet, und im zweiten Set spielten die „Three Wise Men" eine weitere, lange Liste von Titeln, die hier gar nicht alle genannt werden können. Das Publikum zeigte sich begeistert, klatschte teilweise mit und wurde mit zwei Zugaben belohnt.
Legende Bild: Die Combo „Three Wise Men", von links: Frank Roberscheuten, Rossano Sportiello und Martin Breinschmid. (K.P.)
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